Wie könnte man Kinder besser zum Wandern motivieren, als mit Tieren denen man hautnah begegnen kann? Voller Elan haben wir uns also zum Start der Sommerferien ins Naturschutzgebiet Höltigbaum begeben. Dort gibt es den sogenannten “Gallo-Way”. Und wie der Name des Wanderweges bereits vermutet lässt, führt die Tour durch ein Gebiet, in dem Galloway Rinder auf frei zugänglichen Weideflächen leben!

Durch eine damalige militärische Nutzung des Gebiets ist ein einzigartiger Lebensraum entstanden. Wo früher Panzer fuhren, sorgen heute die lebenden Rasenmäher dafür, dass das savannenähnliche Grasland erhalten bleibt. Über hundert Galloway Rinder und Schafherden grasen hier ganzjährig, um Sträucher und Bäume kurz zu halten, damit sonnenhungrige Pflanzen und Tiere im Höltigbaum weiterhin einen Lebensraum finden. Neben der Chance auf eine Begegnung mit den flauschigen Weidetieren, bietet das Naturschutzgebiet daher eine einmalige Landschaft und eine Geschichte, die sich auf drei verschiedenen Routen erkunden lässt.

Spurensuche auf dem “Gallo-Way”

Um den etwa 4 km langen “Gallo-Way” Rundwanderweg zu starten, bietet sich der Wanderparkplatz bei der Müllverbrennungsanlage in Stapelfeld an. Dort begegnet ihr auch schon nach wenigen Metern dem ersten Gatter mit wichtigen Hinweisen zum richtigen Verhalten auf der Weidefläche. Ab da wird es bereits richtig spannend. Wir halten Ausschau. Lauschen. Und entdecken erste Spuren auf dem Boden. Scheinbar sind wir den Tieren schon ganz nah!

Wir sehen beschilderte Stationen, die uns durch den “Gallo-Way” führen und über die Geschichte informieren. Besonders praktisch ist diese Broschüre, mit allen Informationen zu den einzelnen Abschnitten. Wir kommen an einer Wasserstelle an und erkennen deutliche Spuren der Tiere. Und dann sehen wir es! Ein allein stehendes großes Rind grast etwa hundert Meter weiter. Plötzlich sind wir uns gar nicht mehr so sicher, wie nah wir den Tieren eigentlich kommen wollten. Die Tiere sehen unfassbar niedlich aus mit ihrem zotteligen Fell, aber so ausgewachsen auch sehr imposant. Vermutlich wird daher auch nicht ohne Grund darauf hingewiesen, dass Besucher Abstand halten und die Tiere nicht erschrecken sollen. An dieser Stelle hätten wir euch dennoch gerne ein Foto präsentiert, so wie wir es vorab bei anderen Wanderern gesehen haben.

Vielleicht wäre uns auch noch der Rest der Herde begegnet, wenn wir auf dem Rundweg geblieben wären. Aber da bei uns selten etwas nach Plan läuft, haben wir uns entschieden die Wanderung auszudehnen und bis zum Haus der Wilden Weiden zu laufen. Dort sollte es neben einer Ausstellung auch Eis geben. Da wir so vertieft in unsere Tour waren und in die Stationen, die wir auf dem Weg noch entdeckt haben, habe ich mir weder Gedanken darum gemacht, ob das Haus überhaupt geöffnet ist oder wie lang der Rückweg dann sein wird.

Wir kommen an eine lange gepflasterte Panzerstraße. Die Sonne steht hoch zur Mittagszeit und wir haben noch weniger Schatten als zuvor schon. Die Abstände des “wie weit ist es noch?” werden immer kürzer. Und ich komme erst dann auf die Idee zu schauen, was genau uns vor Ort erwartet. Vielleicht gibt es durch die aktuellen Umstände in der Corona-Zeit irgendwelche Einschränkungen. Die Website verkündet freudig, dass die Ausstellung endlich wieder geöffnet ist, zu eingeschränkten Zeiten: immer Freitag und Samstag. Es ist Donnerstag.

 

Wie weit ist es noch?

 

Da wir nur noch einen Kilometer bis zum Ziel haben und ich noch gar nicht verkünden mag, dass es kein Eis geben wird, laufen wir weiter. Ich überlege mir bereits wie ich vor Ort dennoch für gute Laune sorge und überschlage kurz wie lang der Rückweg dann sein wird. Da es scheinbar keine Abkürzung gibt, erwartet uns insgesamt ein strammer Marsch von knapp 10 Kilometern. Mit einer längeren Pause und einem großen Wassereis wäre das sicher gut zu schaffen gewesen. Zum Glück habe ich noch einiges an Proviant dabei. Nach einer kurzen Enttäuschung am Ziel machen wir es uns im Schatten gemütlich für ein Picknick. Auf dem Rückweg hilft dann nur noch Gute-Laune-Musik, mit den verbleibenden 10%, die mein Handy noch an Akku bieten kann.

Da die Zeit mit einem Kind allein als Dreifachmama nicht selbstverständlich ist, versuche ich den Moment zu genießen. Gemeinsam singen wir lautstark zur Musik. Damit haben wir wohl die letzte Chance verspielt, die wir noch auf eine Begegnung mit den Tieren hatten. Dafür entdecken wir die größten Pusteblumen, die wir jemals gesehen haben.

Und in diesem flüchtigen Moment merke ich, dass wir noch viel mehr gefunden haben als das: Zeit zu Zweit. Und die war auch flauschig.